Wir gratulieren

Andreas Keller zum Achtzigsten

Sonntag, 15. Dezember 2024

Das bräsige Bonmot vom »Unruhestand« muss in seinem Falle nicht unnötig strapaziert werden: Andreas Keller auf seinem Drahtesel ist seit jeher ein Spott jedweder Ruhestandsbeschreibung. Das Ziel allerdings – und damit sei ein Wesenszug seines Wirkens benannt – wird (mit oder ohne Veloziped) in völliger Ruhe angestrebt. Die Folgen: Konsequenz, Beschleunigung, Geradlinigkeit (auch im Kurvenreichen), Obacht und Umsicht, Freude an einzigartigen Momenten wie an deren unendlicher Summe. Das heißt auch: Innehaltenkönnen, Absteigen, andere Bewegungen wahrnehmen, lauschen. Andreas Keller hört Musik, aber auch Zahlen (mit feinstem Sinn), er hört mittenhinein ins Innere von Räumen. Er hört Menschen zu, allen, mit denen er ins Gespräch kommt, mit jener Ruhe, die das Gefühl des Gehörtwerdens erst ermöglichen. Und er nimmt Stimmen wahr, die längst verstummt sind.

Erinnerungskultur ist ein hehres Wort. Es steht für einen Anfang, den Beginn einer Reise in die Zukunft. Andreas Keller hat sich diesen Weg zum Ziel gemacht. Seine Engagements treffen ins Herz der Stuttgarter Erinnerung und weit darüber hinaus – Stichworte (angesichts deren Tiefe und Tragweite sich ein derartiger Begriff eigentlich verbietet): Brenzkirche, Büchsenschmiere, Stolpersteine.

Nach dem Adieu als Intendant der Bachakademie (2008) hat sich Andreas Keller mit ganz neuem Blick auf seine Umgebung fokussiert: Die Linsen seiner (damals) neuen Kamera waren ihm hierbei nicht schlecht behilflich. Mittlerweile hat sein Auge auf diese Weise viele tausende Details von etwa 320 Kirchen und Kapellen in Stuttgart, Baden-Württemberg, am Bodensee und in der Schweiz observiert… nein: mit liebevollem, kundigem, ruhigem Blick der Allgemeinheit ohne Wenn und Aber frei zugänglich gemacht (kostbarer Tipp: www.kirchen-online.com und noch ein Stichwort zum Selbstverständnis des Einladens aller: www.offene-kirche.de). Innerhalb eines Interviews wurde ihm der charmant zwinkernde Titel »Kirchenpaparazzo« verliehen: ebenso folgerichtig wie das Bundesverdienstkreuz, in illustrer Runde ans Revers geheftet 2004 im Bachakademie-Haus am Johann-Sebastian-Bach-Platz.

Sein Einstieg als Geschäftsführer der Ensembles von Helmuth Rilling (nach Studium Cello in Stuttgart und Musikwissenschaft in Tübingen und einer dreijährigen Tätigkeit bei Bärenreiter/Alkor in Kassel) liegt etwas mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Die Gründung der Internationalen Bachakademie Stuttgart im Jahr 1981 war ein Meilenstein von vielen, die Andreas Keller auf seiner bisherigen Stuttgarter Reise mitgestaltet, mitgeformt, neu gesetzt hat. Wir freuen uns, als Team der Bachakademie von heute einem unermüdlichen Initiator, Freund und Taktgeber beim Tritt in die Pedale voran viele herzliche Glückwünsche zu übermitteln. Und da Du ein Freund der Fotografie bist, machen wir’s einfach in ein paar Bildern:

(© für alle Fotos: bezüglich ihrer Urheberschaft mehr oder weniger nachvollziehbare Schnappschüsse aus dem Archiv der Bachakademie)