Förderkreis feierte seinen 60. Geburtstag

Sternstunden sind Momente, in denen etwas Außergewöhnliches geschieht, etwas, das einen unerwartet berührt und in Erinnerung bleibt. Unter diesen freudvollen Vorzeichen wurde der Festakt zum 60. Jubiläum des Förderkreises der Internationalen Bachakademie Stuttgart an Christi Himmelfahrt zum großartigen Ereignis. Festredner erinnerten in der Stuttgarter Johanneskirche am Feuersee an die Bedeutung des Förderkreises, einmal als stiller, im Hintergrund agierender Finanzpartner wie auch als aktiver Brückenbauer und Wertevermittler eines wichtigen Musik-Kulturerbes. Ministerpräsident Winfried Kretschmann brachte als Ehrengast und Laudator die Festgemeinde mit Anekdoten zum Schmunzeln.

Der Vorsitzende des Förderkreises, Dr. Claus-Peter Fabian begrüßte die Festgemeinde und Ehrengäste, unter ihnen Ministerpräsident Winfried Kretschmann und seine Frau Gerlinde. »Ihre Anwesenheit zeigt uns neben der engen Verbundenheit des Landes sicherlich auch Ihr persönliches Interesse an dieser Kultureinrichtung ersten Ranges. Wir feiern eine Herzensangelegenheit engagierter Bürgerinnen und Bürger, die weit über einen rein materiellen Beitrag hinausgeht. Wir verbinden Menschen, Institutionen und Gemeinschaften, zeigen auch in Zeiten knapper Kassen Flagge, bewahren und fördern mit unserem Engagement den kulturellen Wohlstand und daran geknüpfte Werte.«

Dr. Claus-Peter Fabian (Foto Franziska Kraufmann)
Dr. Claus-Peter Fabian (Fotos: Franziska Kraufmann)
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Foto Franziska Kraufmann)
Ministerpräsident Winfried Kretschmann

Der Ministerpräsident gratulierte in seiner Laudatio herzlich zum Jubiläum. »Von Anfang an ist der Förderkreis eine unverzichtbare Säule zur Finanzierung der Internationalen Bachakademie Stuttgart. Ihr Engagement trägt maßgeblich dazu bei, die Mitgliederzahl hoch zu halten und Bachs Musik lebendig und zugänglich für alle Menschen zu machen. Es war mir eine große Ehre, auf Ihrer Geburtstagsfeier sprechen zu dürfen!« Er dankte allen Mitgliedern des Förderkreises, die mit ihrer Zeit, ihrem Einsatz und ihrer finanziellen Unterstützung zum Gelingen in den vergangenen 60 Jahren beigetragen haben. Seine erste Begegnung mit Bach sei einem glücklichen Umstand zu verdanken, als seine Frau ihm Musik-Kassetten mit Bachkantaten schenkte. »Aber«, fügte er schmunzelnd hinzu, »um Gerüchten vorzugreifen: Heute höre ich Bach nicht mehr von der Kassette…«

Umso größer die Vorfreude auf das musikalische Highlight, dem Anlass des Feiertages entsprechend, Bachs Himmelfahrtsoratorium »Lobet Gott in seinen Reichen«. Zuvor stimmte Akademieleiter und Dirigent Hans-Christoph Rademann gemeinsam mit allen Anwesenden den Choral »Was Gott tut, das ist wohlgetan« im vierstimmigen Satz an. Dann erklang die jahrhundertealte, aber immer wieder neue Musik des Thomaskantors, fand ihren Weg in die Hände der Musizierenden, in die Stimmen der vier Solisten und des Chors, ins Ohr und ins Herz der Zuhörenden. Die Johanneskirche wurde selbst zum Instrument, vereinte und trug die Klänge – eine tiefgreifende Resonanz entstand.

Professor Hans-Christoph Rademann (Foto Franziska Kraufmann)
Professor Hans-Christoph Rademann
Prälat i. R. Martin Klumpp (Foto Franziska Kraufmann)
Prälat i. R. Martin Klumpp

»Es ist stimmig und schön, dass wir unser 60. Jubiläum auch in einer Kirche feiern«, begann Martin Klumpp, Prälat i. R. und Weggefährte des Förderkreis-Gründers Helmuth Rilling seinen Brückenschlag zu den Anfängen. Schon in jungen Jahren zeigte Helmuth Rilling eine unermüdliche Leidenschaft für die Musik. 1954 gründete er die Gächinger Kantorei. Mit 24 Jahren wurde er Kantor der Gedächtniskirche in Stuttgart. 1965 wurde zum ersten Mal Bachs Johannes-Passion in der Gedächtniskirche aufgeführt, sogar mit »echten« Solisten. »Es fehlte in den Anfängen schlichtweg an Geld, um für den Chor angemessen qualifizierte Solisten zu gewinnen«, erzählte Martin Klumpp. Dank der Spende des Stuttgarter Unternehmers Bernhard Müller über 15.000 Mark wurden vier anerkannte Gesangssolisten engagiert. Die Menschen strömten in die Kirche.

Mit Otto Pfleiderer, dem Präsidenten der Landeszentralbank Baden-Württemberg, gründete Helmuth Rilling am 29. Juli 1965 die Stuttgarter Musikfreunde e. V., später umbenannt in Förderkreis Internationale Bachakademie Stuttgart e. V. Es war ein Glücksfall, dass sich mit dem damaligen Stadtdekan Peter Kreyssig, Helmuth Rilling und Andreas Keller ein überaus kreatives Team bildete. »Das, was man sich überall wünscht, dass das Wort der Predigt und die geistige Musik nicht nur nebeneinander stehen, sondern sich gegenseitig verstärken, wurde hier vorbildhaft möglich gemacht«, sagte Martin Klumpp. Beispielhafte völkerverbindende Projekte dieser Zeit unterstrichen die weltweite Bedeutung und den innovativen Geist der Internationalen Bachakademie Stuttgart, an die Professor Hans-Christoph Rademann als neuer Akademieleiter, Dirigent und weiterer Glücksfall für die Internationale Bachakademie Stuttgart anknüpfte.

»Wir fördern keine Sache, sondern ein Ereignis, das für unser Leben heilsam sein kann«, sagte Martin Klumpp abschließend. »Wir sind froh und dankbar für alles, was war und was jetzt ist!«